Gerd Körber: Saisonziel EM-Platz 9 erreicht

Das Schwabentruck-Team schließt doch noch Frieden mit Le Mans

Bislang war der Höhepunkt beim Saisonfinale in Le Mans für das Schwabentruck-Team jeweils die After-Show Party der FIA. Den 11. Oktober 2015 wird sich Teamchef Georg „Schorsch“ Glöckler dick in seinem Kalender unterstreichen. Gab es bisher immer nur eine magere Punkteausbeute, platzte am Finalsonntag der dicke Knoten.

Samstag:

Im Zeittraining war man von Anfang an mit dabei und lag auf dem sechsten Platz. Ein Start in der Super Pole war so gut wie sicher. Daher entschied das Team in der Boxengasse abzuwarten und die Reifen zu schonen. Die Strategie ging kurz vor Schluss daneben. Mit der allerletzten Sekunde verdrängte Frankie Vojtisek Gerd Körber vom 10. Platz und schickte ihn damit aus der sicher geglaubten Super Pole. Gerd Körber war entsprechend angefressen. „Wir haben total hoch pokert. Wir hätten bei besser werdender Strecke nochmals rausfahren sollen. Das Schlimmste ist, dass wir wirklich den Race Truck soweit hatten, um locker unter die ersten Fünf zu fahren.“

Rennen 1: Von Platz 11 startend gab es die Parole „Volle Attacke“. Ellen Lohr, die den 9. EM-Platz noch innehatte, startete von Platz 9. Am Start konnte Körber schnell an Lohr vorbeiziehen. Im Verlauf des Rennens kam es zum Dreikampf zwischen Steffi Halm und Rene Reinert. Egal was Körber machte, er fand einfach keinen Weg an der schnellen Schwäbin vorbei. Am Ende blieb der bittere 9. Platz für Körber.

Halm hatte den 8. Platz, und damit die Pole-Position für Lauf 2, mit Zähnen und Klauen verteidigt. Im Ziel trennten beide 6/10 Sekunden. Gerd Körber sah es sportlich: „Ich konnte von Anfang an Druck auf Steffi machen, aber die blockte jeden Angriff. Sie hat den heiß begehrten 8. Platz mit Herz und Leben verteidigt. So startet sie von der Pole und ich von Platz 9. Hätte ich aber auch so gemacht. Wichtig ist es für uns, dass Ellen Lohr hinter uns war.“

In Rennen 2 klebte der weiß-orange IVECO das gesamte Rennen über an der Stoßstange von Antonio Albacete, der zuvor das Rennen gewonnen hatte. Wie bereits im vorherigen Rennen reichte es wieder bis zur Stoßstange des vor ihm fahrenden MAN, aber der letzte Kick zum Überholen fehlte. Selbst mehrere schnelle Runden reichten nicht, um am Spanier vorbeizukommen. Somit blieb am Ende wieder der 9. Platz. „Wenn wir so weitermachen, kommen wir an Ellie nicht vorbei. Noch hat sie zwei Punkte Vorsprung auf uns. Ich denke aber, dass wir über Nacht das Fahrwerksetting ändern müssen. Für uns scheint es in Le Mans einfach keine Punkteausbeute zu geben.“

Sonntag:

Nach dem Umbau über Nacht hatte man einen fast neu eingestellten IVECO am Start. Im Warm Up bei noch leicht feuchter Strecke fuhr man die drittschnellste Zeit. Nach dem verkorksten Zeittrai­ning tags zuvor blieb man auf der Strecke und konnte auf alle Attacken reagieren. Körber war wieder in der Super Pole und stellte den IVECO auf Startplatz 6. 

Rennen 1: Vom Start weg war Körber mit vorne dabei. David Vrsecky, Körber und Jochen Hahn duel­lierten sich über die gesamte Renndistanz. Mit dem 5. Platz hatte das gesamte Team erstmals ein zähl­bares Ergebnis und war entsprechend in Feierlaune. Körber war ebenfalls zufrieden: „Heute waren wir auf Augenhöhe mit dem noch amtierenden Vize-Europameister. Nach drei Runden hatte ich im Rück­spiegel gesehen, dass er mich nicht ernsthaft attackieren konnte. Für ihn ging es immerhin noch um den Vize-Titel.“

Rennen 2: Im abschließenden Finallauf lieferte Körber den großen Showdown in Le Mans. Auf die erste Kurve hielten Rene Reinert, Anthony Janiec und Gerd Körber nebeneinander zu. Körber nahm Gas weg, während Reinert und Janiec mit erheblichem Lackaustausch um die Kurve kamen, brachte sich aber in die Bredouille, als Jochen Hahn und Adam Lacko neben ihm auftauchten und ihn neben die Strecke drückten. Kurz darauf standen sich Hahn und Lacko gegenseitig im Weg und Körber bedankte sich, indem er den dritten Platz übernahm. Im Mittelfeld ging das große Verschrotten der Race Trucks los. Einige räumten sich gegenseitig von der Strecke. Körber spürte nach zwei Runden den Atem von David Vrsecky, machte aber seinerseits dem vor ihm fahrenden Franzosen Janiec das Leben zur Hölle. Es gab mehrfach Körp(b)erkontakt zu dem gelben MAN. Einer der Stupser reichte aus, um an Janiec vorbeizu­kommen. Körber konnte sich absetzen und machte Jagd auf den Führenden Reinert. Trotz der schnell­sten Rennrunde reichte es nicht mehr Reinert den zweiten Laufsieg streitig zu machen. 60.000 Zu­schauer und das gesamte Schwabentruck-Team waren aus dem Häuschen, wurde ihnen doch Truck-Race vom Feinsten aus dem Hause Körber geboten. Er hatte fast Schwierigkeiten zum Podium zu fin­den. 2007 sah man ihn zum letzten Mal auf dem legendären Podest.

Entsprechend gerührt war er nach der Siegerehrung. „Endlich, endlich bin ich hier wieder mal auf dem Podest. Wenn mir heute Morgen jemand gesagt hätte, dass ich auf das Podium komme, den hätte ich für bekloppt gehalten. Das ist hier der totale Wahnsinn.“ Die beiden Sonntagsresultate ließen das Schwabentruck-Team das Saisonziel erreichen. Mit insgesamt 27 Punkten kam man auf ein Endergeb­nis von 124 Punkten. Ellen Lohr kam auf insgesamt 8 Punkte und verlor den 9. Platz. Auf Platz 8 mit Steffi Halm fehlten am Ende nur 15 Punkte. Im Gegensatz zu Gerd Körber nahm sie an 9 von 10 Rennen teil. 

Für Gerd Körber geht es in der Winterpause nun darum, Sponsoren für die Saison 2016 zu bekommen. Er möchte auf jeden Fall bis 2017 weitermachen. Das wäre dann das 30igste Truck-Race-Jubiläum. Die Fans stehen ungebrochen zu Gerd Körber und auch die Truck-Race-Szene braucht diesen Typ von Racer. Das Schwabentruck-Team kann sich eine Saison ohne Gerd Körber gar nicht vorstellen.

Da kann das Ziel nur heißen:  WEITERMACHEN GERD.