Gerd Körber wird zweimal abgeräumt

Am Sonntagabend war Gerd Körber nicht nach Feiern zumute. Während sein IVECO-Race-Truck nur eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h fahren darf, war Körber auf 180. Gleich zweimal wurde er von Rene Reinert von der Strecke gerempelt. Bis zu den Vorkommnissen bei den Sonntag-Rennen war es ein recht erfolgreiches Wochenende für das Schwaben-Truck-Team. 

Einen der Höhepunkte gab es bereits am Donnerstag. Das gesamte Fahrerfeld fuhr im Korso in das Stadtzentrum von Most. Dort wurden die Trucks den zahlreichen Zuschauern präsentiert und die Fahrer gaben Autogramme. 

Samstag:

In den freien Trainings gehörte Körber permanent zu den besten Zehn. Ein Podiumsplatz war durchaus in greifbarer Nähe. Im Zeittraining reichte es wieder in die Top Ten, allerdings war es knapper als er­wartet. In der Super Pole schaffte man den 8. Startplatz. Eine kleine Enttäuschung für das Team. „Wir hatten auf den 6. Platz spekuliert und der war auch möglich. Am Ende war es dann der 8. Platz. Bei der Nachkontrolle fanden wir den Fehler am Fahrwerk. Den konnten wir zum ersten Rennen direkt behe­ben.“ Im ersten Rennen des Tages musste Körber aus der vierten Startreihe starten. Vom Start weg war man vorne mit dabei. Es entbrannte ein Vierkampf mit Rene Reinert, David Vrsecky, Gerd Körber und Steffi Halm. Alle Vier trennte jeweils wenige Zentimeter. Körber konnte im Verlauf Vrsecky und Reinert hinter sich lassen, wobei der Tscheche durch einen schleichenden Plattfuß eingebremst wurde. 

Körber wurde fünfter, und damit war das Schwabentruck-Team weiterhin auf der Erfolgswelle vom Nürburgring. 

Im zweiten Rennen startete Körber als Vierter aus der zweiten Startreihe. Steffi Halm zog an die Spitze, Körber versuchte in ihrem Windschatten den zweiten Platz zu erobern. Dabei kam es zu einem hef­tigen Lackaustausch mit David Vrsecky, der damit den zweiten Platz übernahm, gefolgt von einem hochmotivierten Körber. Beide zeigten einen harten, aber fairen Zweikampf. Kurz danach musste er Reinert passieren lassen und bemerkte einen Leistungsverlust am IVECO. Ebenfalls waren Adam Lacko, Norbert Kiss und Antonio Albacete nicht zu halten. Am Ende reichte es zu einem 7. Platz. „Ich hatte einen guten Start und konnte anfangs mit Steffi und David mithalten. Im Verlauf des Rennens stieg die Wassertemperatur. Dadurch wurde durch die Elektronik die Leistung zurückgenommen. Das ist ärger­lich, zumal ein besseres Ergebnis drin war.“

Sonntag:

Im Zeittraining war es wieder wie verhext. Im Warm Up konnte man das Tempo an der Spitze mitge­hen, in der Super Pole reichte es wieder nur zum 8. Platz. Doch das sollte das kleinste Ärgernis an diesem heißen Sonntag, mit Kabinentemperaturen von 60°C,  sein.  In der ersten Kurve traf im Mittel­feld jeder mit jedem zusammen. Körber schob sich an Steffi Halm vorbei, hing dann an der Stoßstange von Rene Reinert und setzte diesen mächtig unter Druck. Neun Runden lang konnte Reinert dem Druck Stand halten, dann machte er einen Fahrfehler.

Körber kam mit mehr Schwung aus der Kurve, aber Reinert drückte den IVECO von der Strecke und holte sich mit 2/10 Sekunden Vorsprung den vierten Platz. Körber war stinksauer und beschwerte sich bei der Rennleitung: „Er ist mir dreimal in die Seite gefahren. Nach dem Rennen habe ich mich bei den Sportkommissaren wegen der unfairen Attacke beschwert. Wir beide wurden angehört, aber die Sportkommissare konnten sich zu keiner Entscheidung durchringen. Geschockt war ich, dass wir plötz­lich beide unter Beobachtung gestellt wurden. Das Ergebnis blieb aber wie der Zieleinlauf. Ich bin sicher nicht aus Zucker und kann hart kämpfen. Aber diese Aktion hat mit Rennsport nichts mehr zu tun, “ so ein wütender Körber.

Das letzte Rennen des Tages nahm er wieder aus der zweiten Starreihe auf. Das Rennen an sich ist wieder schnell erzählt und mutierte ein weiteres Mal zur Nebensache. Körber war im Zweikampf mit Ellen Lohr, auf die er gerade einen Angriff starten wollte. Doch plötzlich flog der IVECO ins Kiesbett, zusammen mit dem blauen MAN seines „Lieblingsgegners“ Reinert. Albacete konnte gerade noch ausweichen und musste einen großen Bogen durch das Kiesbett machen. Dadurch fiel der Spanier weit zurück. Reinert und Körber kamen am Ende des Feldes wieder zurück auf die Strecke. Der Helmlingner war nun endgültig bedient und startete eine furiose Aufholjagd. Mit der viertschnellsten Rennrunde belegte er am Ende den 10. Platz und holte sich noch einen EM-Punkt. Ein weiteres Mal ging Körber zu den Sportkommissaren, doch auch diesmal gab es keine Strafe gegen Reinert, trotz Videobeweis. Körber verlor darauf die Contenance: „Ich muss mir jetzt genau überlegen, was ich sage. Sonst bin ich nachher der Dumme. Die Videoaufnahmen beweisen ganz klar, dass mir der Reinert voll in den Truck geknallt ist. 

Ich weiß nicht, was die Rennleitung gesehen hat, aber für mich war das eine ganz unsportliche Attacke. Ich will nicht von voller Absicht reden, aber das hat rein gar nichts mit Motorsport zu tun. Das ist in diesem Jahr nicht das erste Mal, dass er Konkurrenten von der Strecke geschoben hat. Vielleicht sollte Herr Reinert im Kartsport weitermachen und die Grundkenntnisse des Motorsports und des Zwei­kampfes lernen. Über die Sportkommissare kann ich nur den Kopf schütteln, wenn solche grobe Attacken nicht geahndet werden. Will man warten, bis der erste Fahrer zu Schaden kommt. Nach bald 40 Jahren aktivem Rennsport hätte ich für Herrn Reinert noch einen Tipp: Auch wenn man viel Geld hat, ein Team kann man kaufen, Talent leider nicht. Das wird einem gegeben oder eben nicht.“

Für das Schwabentruck-Team heißt es nun „Mund abputzen und weitermachen“. Das nächste Rennen ist das Finale in Le Mans am 10./11. Oktober.