Nürburgring - Gerd Körber knapp am Podium vorbei

 

Wenn 123.000 Menschen zum Nürburgring pilgern, dann muss dort großartiger Motorsport geboten werden. Und so viele Zuschauer sollten sich nicht täuschen. Zum 29. Mal fuhr Gerd Körber auf „seinem“ Ring und ist damit der Truck-Racer mit den meisten Starts in der Eifel. Das wollte sich auch die IVECO-Chefetage nicht entgehen lassen. Gianalberto Lupi (Vertriebs- und Marketingvorstand IVECO Magirus AG), Sascha Kaehne (Business Director IVECO Magirus AG) und Jean Patrick Yekpe (Marketing Director IVECO EMEA) wollten Gerd Körber und das Team Schwabentruck live „schaffen“, leiden und jubeln erleben. Den Vorständen wurde an diesem Wochenende alles geboten.

In den freien Trainings war Gerd Körber noch unzufrieden. Im Zeittraining wurde seine Laune auch nicht besser. Er hatte sich zwar für die Super Pole der besten Zehn qualifiziert, blieb aber auch in diesem Umlauf auf dem 9. Platz. Für Pessimismus blieb kein Raum: „Wir werden noch ein paar Veränderungen zu den Rennen am Samstag vornehmen. Da gibt es noch ein paar Ideen. Dazu kommt, dass über dem Wochenende das Damoklesschwert des Regens hängt. Und das könnte uns in die Karten spielen.“ 

Samstag:

In der Nacht hatte es geregnet. Im Warm-Up erreichte Körber die fünftbeste Zeit und war zufrieden: „Der Common Rail-Motor hat mich heute Morgen überzeugt. So sollte es im Rennen nach vorne gehen.“   Körber hatte im ersten Rennen einen guten Start und schob sich an zwei Gegnern vorbei auf Platz 7. Er konnte die Zeiten der Spitze fahren und brachte sich in Angriffsposition auf den Franzosen Anthony Janiec. Körber biss sich am Heck des gelben MAN fest, fand aber keinen Weg vorbei. Am Ende und nach zahlreichen Versuchen in der Veedol-Schikane fehlten 6/10 Sekunden auf den sechsten Platz. Im Hinblick auf das zweite Rennen und der umgekehrten vier Startreihen war man im folgenden Rennen in der besten Ausgangslage und stand in Reihe 1. Gerd Körber wäre trotz des Vorteils der ersten Startreihe gerne Sechster geworden: „Ich bin soweit zufrieden. Eingangs Start-Ziel fehlte es an Traktion, daher fehlten mir auf der Geraden die entscheidenden Meter für einen erfolgreichen Angriff. Platz 6 wäre mir wegen der EM-Punkte lieb gewesen. Mit Platz 7 und der ersten Startreihe nachher kann ich auch gut leben.“

Das zweite Rennen sah mit Sascha Lenz und Gerd Körber eine rein deutsche erste Startreihe. Mit 70 km/h bog man auf die Start-Ziel Gerade ein. Als die Ampel auf Grün sprang, wurden 6.000 Nm im IVECO Motor aktiviert. Am Ende der Geraden behielt Lenz die Nase vorn, Körber machte aber energisch Druck. Kurz darauf gab es ein größeres Tohuwabohu hinter den beiden.

Adam Lacko vergaß zu bremsen und räumte das halbe Feld weg. Körber bekam davon nichts mit, er übernahm vor der Kurzanbindung die Führung. Kurz danach wurde die rote Flagge gezeigt und das Rennen abgebrochen. Körber war entsprechend überrascht, ebenso über den Einschlag von Lenz, der sich am Abend aber entschuldigte: „Von dem Crash habe ich nichts mitbekommen. Dann sah ich gelbe Flaggen und plötzlich gab es einen heftigen Schlag auf den Truck. Sascha ist mir voll hinten rein geknallt, er hat wohl die Flaggen übersehen. Den Abbruch kann ich nicht nachvollziehen, es scheint aber, dass zu viel Prominenz betroffen war.“ Zum Restart waren übrigens wieder alle Race-Trucks am Start. Diesmal klappte der Start nicht so gut. Körber wurde an der Boxenmauer eingeklemmt und beendete als 4. die erste Runde. Im Verlauf des Rennens fiel der IVECO-Truck zusehends zurück. Eine Runde vor Schluss war er siebter und damit waren beide Schwaben-Trucks hintereinander. Körber sah schon die Zielflagge, da wurde er immer langsamer und musste sich am Zielstrich mit Platz 12 begnügen: „Ich hatte schon die ganze Zeit Probleme mit der Motorleistung. Ich bin Vollgas gefahren und die anderen fuhren an mir vorbei. Kurz vor dem Ziel hatte ich dann gar keine Leistung mehr und bin ausgerollt. Es ist ein Jammer, ausgerechnet hier passiert das. Jetzt müssen wir auf den Sonntag hoffen.“ Siegerin wurde zum zweiten Mal in ihrer Truck-Race Laufbahn Steffi Halm, zweiter wurde Jochen Hahn. Auf dem Podium wurde schwäbisch „g‘schwätzt“.

Sonntag

Das Zeittraining sorgte im Team für fröhliche Gesichter. Nach einer Nachtschicht war der IVECO wieder konkurrenzfähig. Nach Platz 6 folgte Platz 5 in der Super Pole. Gerd Körber war entsprechend zufrieden. „Alles gut. Wir müssen realistisch sein. Platz 5 ist das, wo ich uns sehe. Buggyra und MAN haben einfach das größere Potential. Aber wir konnten doch einige der MAN hinter uns lassen.“  Pünktlich zum ersten Rennen fing es an heftig zu regnen. Körber sah seine Chance gekommen. Nach zwei Runden hinter dem Pace-Truck und einer Runde unter Gelb ging es los. Von Anfang an war Körber bei den Leuten. Hahn, Lacko, Halm, Körber und Reinert rangelten um die Führung. Im Verlauf des Rennens fielen Halm und Reinert zurück und Körber musste vor der Querspange seinen dritten Platz an Norbert Kiss abgeben. Mit dem Ende des Rennens kam auch die Sonne zurück: „Das Rennen war gut für mich. Im Nassen bin sehr gut zurechtgekommen. Kiss musste ich ziehen lassen. Mit abtrocknender Strecke kamen Reinert und Halm nochmals auf, ich konnte aber die Distanz zu den beiden kontrollieren. Für das Regenrennen hatten wir ein optimales Setup. Schorsch und seine Jungs haben tolle Arbeit geleistet. So würde ich mir den IVECO für jedes Rennen wünschen.

Beim letzten Rennen stellte man sich die Frage, nach welcher Strategie manche Fahrer unterwegs waren. Einige fuhren nach dem Motto „Was ich nicht essen kann, mache ich kaputt“ oder „Alles Plastik muss weg, alles unnötiger Schnickschack. Kaum ein Truck blieb verschont. Auch die Rennleitung schien das Regelwerk zu Hause liegen gelassen zu haben. Rempeln, Rausschieben und Strecke Abkürzen, es war alles erlaubt. Körber ließ sich nicht beirren und fuhr ein sauberes Rennen. Allerdings musste auch er Federn bzw. Teile lassen. Bereits am Start gingen die hinteren Radabdeckungen verloren, besonders, als ihm Ryan Smith in den Truck fuhr: „Keine Ahnung, wo der hin wollte. Vielleicht hätte ich die Beifahrertüre aufmachen sollen, dann hätte er durchs Führerhaus fahren können.“ Am Ende wurde der IVECO als Sechster abgewinkt.

Für das Wochenend-Resümee ging bei Gerd Körber der Daumen hoch: „Der Samstag war zäh, das muss man so sehen. Da haben wir einige Punkte liegen lassen. Mit den Rennen am Sonntag bin ich hoch zufrieden. Da haben die Jungs einen tollen Job gemacht. Im Regen und bei Sonnenschein haben wir das Optimale herausgeholt. Gerade am Sonntag konnten wir unseren Sponsoren zeigen, dass wir im Großen und Ganzen konkurrenzfähig sind. Einige unsere Sponsoren, vor allem von FEBI, kamen aus der ganzen Welt zum Nürburgring, und ich bin froh, dass wir ihnen eine tolle Show zeigen konnten. Auch die vielen Fans und Zuschauer am Ring haben nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Ich denke, die Chefetagen von IVECO und FEBI sind mit dem guten Gefühl nach Hause gefahren, das richtige Team zu unterstützen.“

Gerd Körber holte sich insgesamt 19 Punkte und liegt nun mit 63 Punkten auf dem 7. EM-Platz. Die Teams haben nun genug Zeit, die Race-Trucks wieder in den optimalen Zustand zu bringen und weiter zu entwickeln.

Die Truck-Europameisterschaft geht in ihre Sommerpause. Das nächste Rennen findet vom 26. – 28. August auf dem Hungaroring bei Budapest / Ungarn statt.

Nebenbei bemerkt: Nicht nur an den Race Trucks wurde hart gearbeitet. Auch im Hintergrund wurde „g’schafft“. So zauberten Alex, Janosch, Lisbeth und die Mädels von Freitag bis Montag ca. 2.000 Essen für das Team und die zahlreichen Gäste aus der Küche!! Chapeau

                                                                                            ©Text: Michael Friedel, 35745 Herborn